Die 97. Academy Awards, die am Sonntagabend auf ABC übertragen wurden, zogen insgesamt 18,1 Millionen Zuschauer an, was einen Rückgang von 7 % im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Dies stellt den ersten Rückgang der Zuschauerzahlen seit vier Jahren dar, nachdem die Einschaltquoten in den letzten Jahren stetig gestiegen waren. Im Jahr 2021, nach den pandemiebedingten Einschränkungen, hatte die Verleihung einen historischen Tiefpunkt von nur 10,4 Millionen Zuschauern erreicht. Doch von da an ging es aufwärts, mit 16,6 Millionen Zuschauern im Jahr 2022, 18,8 Millionen im Jahr 2023 und 19,5 Millionen im Jahr 2024. Trotz des Rückgangs bleibt die Oscar-Verleihung weiterhin die meistgesehene Unterhaltungssendung in der Primetime der TV-Saison 2024-2025. Besonders bemerkenswert ist, dass die Oscars mit einer Bewertung von 3,92 bei den 18- bis 49-Jährigen und 3,17 bei den 18- bis 34-Jährigen den höchsten Wert in den letzten fünf Jahren erreichten. Ein zusätzlicher Faktor, der die Zuschauerzahlen beeinflusste, war der technische Ausfall des Hulu-Livestreams, der während der Übertragung auftrat und etwa 34.000 Nutzer betraf. Diese Schwierigkeiten trugen vermutlich zu einem leichten Rückgang der Gesamtzahl der Zuschauer bei. Dennoch bleibt die Premiere der Oscars auf Hulu ein erster Erfolg, da Disney in diesem Jahr die Veranstaltung erstmals auch über den Streaming-Dienst übertrug. In der Show selbst gab es jedoch viel Positives zu berichten. Conan O’Brien, der zum ersten Mal die Moderation übernahm, erhielt durchweg positive Kritiken. Der Abend wurde von der triumphalen Vorstellung von „Anora“ dominiert, einem Film, der fünf Oscars gewann, darunter auch den begehrten Preis für den besten Film. „Anora“ erzählte die Geschichte einer Sexarbeiterin, die den verwöhnten Sohn eines russischen Oligarchen heiratet, und gewann zahlreiche Auszeichnungen, einschließlich der für die beste Regie, für Sean Baker, der zudem für das beste Originaldrehbuch und die besten Schnittarbeiten ausgezeichnet wurde. Baker, der für seine unabhängigen Filme bekannt ist, feierte damit einen außergewöhnlichen Erfolg und wurde als der erste Regisseur geehrt, der vier Oscars für denselben Film erhielt. Der Erfolg von „Anora“ ist ein deutliches Zeichen für den Einfluss unabhängiger Filme und kleiner Produktionsfirmen auf die Academy Awards, insbesondere in einer Zeit, in der Blockbuster-Franchises die Filmindustrie dominieren. Ein weiterer Höhepunkt des Abends war die Auszeichnung von Mikey Madison als beste Schauspielerin für ihre Rolle in „Anora“, die als Überraschung galt. Madison, die im Vorfeld nicht als Favoritin gehandelt wurde, widmete ihren Preis der Sexarbeitergemeinschaft und erklärte sich als „eine Verbündete“. Die beste männliche Schauspielerleistung ging an Adrien Brody für seine Rolle in „The Brutalist“, wobei er damit seine Rückkehr nach einer Reihe von Misserfolgen feierte und für seine Leistung in einem tiefgründigen, emotionalen Drama ausgezeichnet wurde. Die Best Supporting Actor- und Best Supporting Actress-Auszeichnungen gingen an Kieran Culkin und Zoe Saldaña. Culkin, der für seine Rolle in „A Real Pain“ als bester Nebendarsteller geehrt wurde, sorgte mit einem humorvollen Auftritt für Aufsehen, als er seine Frau Jazz Charton an die Vereinbarung erinnerte, nach einem möglichen Oscar-Gewinn mehr Kinder zu bekommen. Saldaña wiederum gewann für ihre Darstellung einer Anwältin in „Emilia Pérez“ und sprach mit Tränen in den Augen über ihren Stolz, als erste Amerikanerin dominikanischer Herkunft einen Oscar zu gewinnen. Ein weiteres bemerkenswertes Ereignis war die Auszeichnung von „I’m Still Here“ als bester internationaler Film. Der brasilianische Film, der während der Militärdiktatur spielt, gewann erstmals diese prestigeträchtige Auszeichnung für das Land. Außerdem wurde der in Lettland produzierte Animationsfilm „Flow“ als bester Animationsfilm ausgezeichnet, während „No Other Land“, ein Dokumentarfilm über die Vertreibung von Palästinensern aus dem Westjordanland, den Oscar für den besten Dokumentarfilm gewann. Der Regisseur des Films, Basel Adra, setzte ein starkes Statement und forderte die Weltgemeinschaft auf, gegen die ethnische Säuberung in Palästina vorzugehen. Conan O’Briens Moderation, die von humorvollen Bemerkungen über die Dauer der Filme und die sozialen Medien begleitete wurde, brachte frischen Wind in die Veranstaltung, die in den letzten Jahren oft von politischen Statements und Kommentaren dominiert war. In diesem Jahr blieben direkte Verweise auf Donald Trump weitgehend aus, stattdessen wurden allgemeinere Bemerkungen zu den „chaotischen Zeiten“ gemacht. Die Show enthielt auch eine Hommage an das James-Bond-Franchise, bei der Halle Berry die Produzenten Barbara Broccoli und Michael G. Wilson für ihren unermüdlichen Einsatz würdigte. Abschließend bot die 97. Oscar-Verleihung eine Mischung aus politischen, künstlerischen und persönlichen Momenten. Der Triumph von „Anora“ und die hervorragenden Leistungen von Schauspielern wie Mikey Madison und Adrien Brody spiegeln den aktuellen Trend wider, dass unabhängige und kreative Filme zunehmend den Weg für die Zukunft des Kinos ebnen. Und während die Zuschauerzahlen insgesamt rückläufig waren, bleibt das Event eine der wichtigsten kulturellen Ereignisse des Jahres, mit einer immer größer werdenden Bedeutung für Streaming-Dienste und digitale Plattformen.
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