Mit dem Start der 78. Ausgabe des Filmfestivals von Cannes blickt die internationale Filmbranche gespannt auf den diesjährigen Filmmarkt. Während das Festival traditionell für Glamour, große Premieren und internationale Deals steht, ist die Stimmung 2025 von Unsicherheit geprägt. Die unabhängige Filmindustrie kämpft mit einer Vielzahl an Herausforderungen: Rückläufige Kinoeinnahmen, unklare Erlösmodelle im Streaming-Bereich und die Ankündigung möglicher US-Zölle auf ausländische Filme belasten das Geschäft.
Vor allem die Diskussion um einen 100-prozentigen Strafzoll auf ausländische Filmproduktionen, angestoßen durch den ehemaligen US-Präsidenten Trump, sorgt für Unruhe. Auch wenn noch unklar ist, ob diese Maßnahme tatsächlich umgesetzt wird, wirkt allein die Ankündigung wie ein Damoklesschwert über der Branche. Internationale Koproduktionen und weltweite Vertriebsstrategien, die auf länderübergreifenden Vorverkäufen beruhen, könnten empfindlich gestört werden.
Trotz dieser Unsicherheiten zeigt sich Cannes 2025 aus Marktsicht ungewöhnlich stark. Viele Verkaufsagenturen reisen mit hochwertigen, bereits fertiggestellten Filmen an – Produktionen, die reale Chancen auf eine Kinoauswertung haben. Das Marktangebot ist gut, die Nachfrage vorhanden. Dennoch agieren Einkäufer und Investoren mit mehr Vorsicht als in früheren Jahren. Finanzierungsmodelle basieren zunehmend auf soliden Zahlen, nicht auf spekulativem Potenzial. Wer erfolgreich sein will, muss finanziell diszipliniert und strategisch durchdacht handeln.
Ein zentrales Thema bleibt die Rolle der Streamingdienste. Plattformen wie Netflix, Amazon Prime Video oder Apple TV+ setzen weiterhin auf den Erwerb globaler Rechtepakete. Das garantiert Produzenten zwar kurzfristige Einnahmen, schmälert aber langfristig mögliche Gewinne aus gestaffelten regionalen Auswertungen. Parallel dazu gewinnt das werbefinanzierte Streaming (AVOD) in Europa an Bedeutung – vor allem für genreorientierte und nischige Inhalte. Dieses Modell erfordert jedoch ein neues Denken: Erfolg misst sich hier weniger an verkauften Lizenzen, sondern an Klickzahlen und Werbeumsätzen.
Angesichts all dieser Entwicklungen wird deutlich: Wer in diesem volatilen Markt bestehen will, braucht mehr denn je verlässliche Daten. Informationen über Preisstrukturen, Lizenzmodelle und regionale Marktbedingungen sind zur Grundlage jeder Verhandlung geworden. Datengetriebenes Arbeiten ist keine Option mehr, sondern ein Muss.
Cannes bleibt trotz wachsender Konkurrenz durch andere Filmmärkte wie das neu positionierte American Film Market (AFM) in Las Vegas oder das für 2026 angekündigte Verkaufsforum in Toronto der zentrale Umschlagplatz für internationale Filmdeals. Ob dieses hohe Maß an Konzentration den Markt belebt oder überfordert, ist noch offen. Doch eines ist klar: Cannes 2025 steht exemplarisch für eine Branche im Wandel. Zwischen Vorsicht und Aufbruch, zwischen Krise und Chance zeigt sich, dass Erfolg in diesem Umfeld nicht mehr allein vom kreativen Potenzial eines Films abhängt – sondern vom Mut, flexibel zu handeln, klug zu kalkulieren und mit Unsicherheit professionell umzugehen.
FILMTAKE berichtet ausführlich.