Der Streaminganbieter MUBI vollzieht derzeit einen deutlichen Wandel: Vom kuratierten Nischenanbieter entwickelt sich die Plattform zunehmend zu einem global agierenden Filmverleih und -produzenten. Mit einer frischen Finanzierung in Höhe von 100 Millionen US-Dollar durch Sequoia Capital und zahlreichen Rechteerwerben beim diesjährigen Festival de Cannes untermauert das Unternehmen seine Ambitionen, auch im internationalen Wettbewerb eine relevante Rolle zu spielen.
Besonders auffällig war MUBIs Präsenz in Cannes. Während viele Marktteilnehmer bei Neueinkäufen zurückhaltend agierten, sicherte sich MUBI die Rechte an neun von 22 Wettbewerbsfilmen – unter anderem das Drama Die, My Love mit Jennifer Lawrence und Robert Pattinson. Der kolportierte Kaufpreis von 24 Millionen US-Dollar stellt einen Rekord für einen Arthouse-Verleiher dar und umfasst zahlreiche Märkte, darunter Nordamerika, Großbritannien, Indien und Lateinamerika.
MUBI verfolgt bewusst keine Massenstrategie, sondern setzt auf ausgewählte, künstlerisch anspruchsvolle Produktionen mit Festivalpräsenz. Die Filme sollen über mehrere Verwertungsstufen – Kino, Video-on-Demand und Streaming – monetarisiert werden. Die gezielte territoriale Rechtevergabe, statt globaler Exklusivität, soll zudem das Risiko streuen und lokale Marktzugänge stärken.
Neben dem Rechteerwerb baut MUBI auch seine Rolle als Produzent aus. Erste Projekte mit bekannten Regisseur:innen befinden sich in der Umsetzung. Dennoch bleibt das finanzielle Risiko hoch: Die Branche ist volatil, das Kinoerlebnis unter Druck, und der Erfolg einzelner Titel schwer kalkulierbar. Ob MUBI seine Strategie langfristig wirtschaftlich tragen kann, wird sich in den kommenden Jahren zeigen. Klar ist jedoch: Das Unternehmen setzt auf kontrolliertes Wachstum und kulturelle Positionierung – ein Ansatz, der sich von der Konkurrenz deutlich abhebt.
FILMTAKE berichtet ausführlich.