Während Länder wie Deutschland oder Österreich auf verbindliche Abgaben und steuerpolitische Anreize setzen, verfolgt Großbritannien weiterhin einen marktoffenen Kurs in der Film- und Serienförderung. Die britische Regierung hat offiziell bestätigt, dass es keine verpflichtende Streaming-Abgabe geben wird. Damit positioniert sich das Land bewusst gegen Empfehlungen des eigenen Parlamentsausschusses.
Konkret hatte der Ausschuss vorgeschlagen, Streamingdienste wie Netflix oder Amazon Prime Video mit einer fünfprozentigen Abgabe auf ihre Umsätze zur Förderung heimischer Produktionen zu verpflichten. Auch verbindliche Regelungen zum Schutz geistigen Eigentums waren Teil der Empfehlungen. Beides wurde nun klar zurückgewiesen.
Statt gesetzlicher Vorgaben setzt die Regierung auf ihr „Mixed Ecology“-Modell – eine Mischung aus nationaler Kreativwirtschaft und internationalen Investitionen. Erfolgsbeispiele wie Bridgerton oder der Kinofilm Barbie, die teils in Großbritannien produziert wurden, würden laut Regierung zeigen, dass freiwillige Marktmechanismen ausreichen, um wirtschaftliche Effekte zu erzielen und lokale Dienstleister zu stärken.
Europa bleibt kulturpolitisch gespalten
Im Vergleich dazu verfolgt Deutschland eine andere Strategie: Dort müssen Streaminganbieter laut Filmförderungsgesetz 2,5 Prozent ihrer Bruttoerlöse in die nationale Filmförderung einzahlen. Auch Österreich setzt zunehmend auf strukturpolitische Eingriffe, kombiniert mit steuerlichen Anreizen.
Kritiker des britischen Modells warnen jedoch davor, dass kleinere Produktionsfirmen und unabhängige Kreative ohne verbindliche Regeln zu kurz kommen. Gerade hier greifen die deutschen Förderinstrumente gezielter, wenn auch unter dem Gewicht bürokratischer Verfahren.
Weitere Reformen ebenfalls abgelehnt
Auch andere Vorschläge des Parlamentsausschusses stießen bei der britischen Regierung auf Ablehnung. Eine Rückkehr zum EU-Förderprogramm „Creative Europe“, steuerliche Erleichterungen für Kinobesuche oder eine umfassende Überprüfung der Steueranreize wurden nicht übernommen. Begründet wird dies mit dem Wunsch nach Einfachheit und Standortklarheit für internationale Investoren.
Stattdessen verweist man auf bereits bestehende Programme wie den UK Global Screen Fund, der inzwischen jährlich mit 18 Millionen Pfund ausgestattet ist. Auch durch die „Creative Industries Sector Vision“ sollen bis zu 4 Milliarden Pfund an Wagniskapital mobilisiert werden.
Immerhin: Der Vorschlag, Fördermittel für berufliche Weiterbildung im Filmbereich (ScreenSkills) an messbare Ziele zu koppeln, wurde angenommen. Zudem will die Regierung einen sogenannten „Freelance Champion“ berufen, der sich für die Belange von Selbstständigen in der Branche einsetzen soll. Forderungen nach umfassender sozialer Absicherung – etwa durch ein Grundeinkommen für Kreative – bleiben hingegen unerfüllt.
Fazit
Großbritannien bleibt seiner liberalen Linie treu und setzt auf Freiwilligkeit, Marktanreize und internationale Zusammenarbeit. Damit bietet das Land bewusst einen Gegenentwurf zur stärker regulierten Förderpolitik vieler EU-Staaten. Ob diese Strategie langfristig ausreicht, um auch kleinere, unabhängige Produktionen nachhaltig zu stärken, bleibt offen.