Die Diskussion um Künstliche Intelligenz wird häufig mit der Anfangszeit der Nutzbarmachung von elektrischem Strom vor etwa 150 Jahren verglichen: Um 1800 war Strom aus Batterien und ab den 1860er-Jahren Dank der Erfindung des elektrischen Generators (Werner von Siemens) auch dauerhaft verfügbar. Während am Anfang nur einzelne Anwendungen für einen sehr kleinen Teil der Bevölkerung Strom nutzbar machten, beschleunigte sich die Entwicklung durch immer mehr Einsatzmöglichkeiten wie Licht oder mechanische Arbeit, sehr viel später dann auch elektrisches Rechnen und „Denken“ über Computer. Und während beim Strom oft von „Maschinen“ (künstliche Verrichtung) die Rede war, etabliert sich für digitale, intelligente Leistung der Begriff „Bot“. Welche Bots werden wohl in 50 Jahren kognitive Arbeit verrichten und wie wird sich unsere Arbeitswelt dadurch verändern? Was wird sich schon in wenigen Jahren massiv verändern und was schlicht so bleiben, wie es ist?

Das Wort „Waschmaschine“ erklärt einfach die Funktionalität des Wäschewaschens ohne mühsame körperliche Arbeit, heute ermöglicht durch elektrischen Strom. Viele psychische Anforderungen, die uns heute Anstrengung und Zeit abverlangen, werden künftig Maschinen für uns erledigen. Wir sind jetzt in einer Zeit, in der wir viele Anwendungen höchstens erahnen können. Die Chat-Bots, also Gesprächsautomaten der jüngeren KI-Generation, ermöglichen uns seichte Unterhaltung und nicht zuverlässige Informationssammlungen. Daten können anders dargestellt werden, zum Beispiel visualisiert, oder auf vielen Seiten verteilte Informationen zusammengefasst und in andere Sprachen übersetzt werden. Das ist zweifellos praktisch, aber noch nicht der große Durchbruch. Die amerikanischen Tech-Konzerne wurden für diesen fehlenden Geschäftsansatz bereits an der Börse abgestraft.

Der Copilot bei Microsoft sollte einfach zu klärende E-Mails selbstständig beantworten, die Ablage im Postfach mit Zusammenfassung automatisch erledigen, aus einer Texterklärung Prozessdiagramme in Word erstellen und Kommentare zu Excel-Kalkulationen erstellen. Gemini könnte Webseiten selbstständig aufbauen und Google-optimiert bewerben. Wissen im Unternehmen, der durch demografischen Wandel verloren zu gehen droht, systematisch erfassen und abrufbar machen. Das alles geht so einfach heute noch nicht. Viele Spezialisten sind nötig, um etwas komplexere Kombinationen, die zweifelsohne für die Erstellungen von „Produkten“ oder „Dienstleistungen“ mit eigener Wertschöpfung nötig wären, herzustellen. Wir sehen aber bereits heute, dass es diese Lösungen in naher Zukunft geben könnte.

Die regelmäßig durchgeführten Versuchsreihen, aus dem „Gespräch“ mit einer KI eine autark funktionierende Wirtschaftsunternehmung, quasi automatisch, erstellen zu lassen, gelingt noch nicht. Claude, Gemini oder Chat-GPT könnten ja eigentlich aus der Diskussion über ein Geschäftsmodell die Umsetzung bestimmter Online-Angebote komplett übernehmen und bräuchten lediglich den juristischen Rahmen und eine Bankverbindung. Zukunftsmusik. So, wie auch viele Tools für die Filmwirtschaft aktuell sich entweder im Versuchsstadium befinden oder eben nur eine weitere Unterstützung für bestehende Berufsbilder darstellen. Journalistische Texte sind zu ungenau, automatisierte Übersetzungen teilweise falsch, visuelle Interpretationen nicht kontextbezogen genug, Beispielrechnungen durch Verwechslung von Einheiten schlicht außerhalb jeder Realität.

Wer mit Bild-KI-Systemen halbautomatisiert arbeitet, zum Beispiel in Photoshop, ist regelmäßig begeistert, wer vollautomatisch eine Einladungskarte erstellen möchte, verzweifelt. Auch in streng geregelten Systemen, wie Prozessdokumentationen nach DIN-Norm, erzeugt die KI unbrauchbare Schätzbilder.

Wir brauchen die Ingenieure, die aus Strom, Mechanik und Anwendungsverständnis die Waschmaschine für den Kopf erstellen.

Euer Ensider:Team
(Autor: Markus Vogelbacher)

  Bild mit KI generiert, Chat-GPT