Ob maritimer Affinitäten bemühen Finanzgeber nicht selten Metaphern, wie sinkende Schiffe, Mehrmaster und Schnellboote. Die Relevanz von Krisensicherheit und den dafür notwendigen, organisatorischen Strukturen wie Risikomanagement, wird häufig mit dem Schiffsbau belegt. Das Schiff ist nicht nur für sonnige Tage gebaut, sondern soll hohen Wellen, Sturm und schlechtem Wetter standhalten können – selbstverständlich. Und Unternehmen müssen das eben auch, um nicht „unterzugehen“.
Antifragilität und Resilienz sind deshalb zwei zentrale Konzepte für Unternehmen und Investoren. Während resiliente Organisationen Schocks absorbieren und zum Ursprungszustand zurückkehren können, profitieren antifragile Systeme tatsächlich von Volatilität und werden stärker durch Anpassung. Unternehmen entwickeln Resilienz durch finanzielle Puffer und redundante Systeme, während Antifragilität dezentrale Entscheidungen und experimentelle Kulturen erfordert. Investoren nutzen Diversifikation für Resilienz und asymmetrische Wetten für antifragile Portfolios – eine Schlüsselkompetenz in unserer volatilen Welt. Der Kapitalmarkt sucht nach genau diesen, resistenten Unternehmen, die zukunftssicheres Management mit perspektivischem Wachstum kombinieren.
Aktien, Mittelstandsanleihen und Immobilien verlieren zunehmend an Attraktivität. Der alternative Schritt zu einer Beteiligung an kleineren Unternehmen wird oftmals von Beratern der Finanzierungsseite erschwert. Deren Background liegt in Konzernmechaniken, Kennzahlen und datenbasiertem Management. Rechnungslegung (kleiner Unternehmen) nach dem HGB soll insbesondere Gläubiger schützen, während der IFRS-Standard viel besser die Investorenperspektive bedient. Der Schritt zu einer vollständigen IFRS-Rechnungslegung ist für kleinere Unternehmen nicht leistbar. Dennoch können einzelne Aspekte, wie Risiko- und Compliance-Management, oder auch eine Beschreibung und Bewertung immaterieller Werte eine Brücke bauen.
Der Wert jeder Unternehmung liegt in der Ertragskraft der Zukunft. Das gilt für ganze Unternehmen, aber auch für einen einzelnen Filmprojekte. Die Bewertungsmethoden basieren dabei auf wenigen Grundüberlegungen:
- Substanz: Wieviel muss ich aufwenden, um an den selben Punkt der heutigen Unternehmung zu kommen oder was kann ich maximal erlösen, wenn ich alle Werte einzeln verkaufe?
- Vergleich: Wieviel würde es kosten, Anteile an einer anderen, ähnlichen Unternehmung zu erwerben?
- Ertrag: Wieviel verdient das Unternehmen auf Basis einer nachvollziehbaren, hochwertigen, unterlegten Planung in der Zukunft – und welchen heutigen Barwert entspricht das?
Neben der Werthaltigkeits-Einschätzung spielen kontrollierte Führungshygiene (Compliance), Regelkonformität (Governance) und proaktive Überlegungen zur Vermeidung von negativen Einflüssen (Risikomanagement) zentrale Rollen. Auf der anderen Seite steht eben oft nicht der Geldgeber (alleine), sondern auch die Meinung von unterschiedlichen Wirtschafts-, Rechts- und Steuerberatern. Die meisten Beteiligten haben von operativen Abläufen und Branchenstandards keine Ahnung. Missverständnisse sind vorprogrammiert.
Gerade im Umfeld der internationalen Festivals tummeln sich vermögende Privatpersonen und Vertreter, nach Opportunitäten suchender, institutioneller Investoren. Pensionskassen aus Nordeuropa, Australien und Kanada oder auch Finanzierungs-Strukturen aus den arabischen Ländern, Asien oder sogenannten Steueroasen erkennen immer mehr den nachhaltigen Wert der Kreativwirtschaft. Eine seltene Chance für unsere Branche.
Euer Markus Vogelbacher
und das Ensider:Team
Bild mit KI generiert, Chat-GPT