Mit rund 50 Drehstarts im September und immerhin noch über zwei Dutzend im Oktober erwartet die Produktionswirtschaft für Fiktion-Produktionen nach einem erneut sehr schlechten Jahr einen versöhnlichen Jahresausklang. Dass dies kein rein deutsches Phänomen ist, zeigen die Daten aus anderen Ländern. Mit einem höheren Förderanreiz konnten allerdings einige wenige Regionen überproportional profitieren. Für das nächste Jahr wird erst im zweiten Halbjahr mit einem deutlichen Aufschwung inländischer Produktionen gerechnet. Eine kurzfristig wirksame und zuversichtliche Förderreform könnte diesen Effekt um einige Monate nach vorne holen. Gute Quellen für eine valide Indikation versprechen die Medientage mit dem „26. Forum Filmwirtschaft“ und die Erkenntnisse aus der Delegationsreise der deutschen Filmwirtschaft nach Los Angeles im November.
Das Jahr neigt sich dem Ende zu, und es ist an der Zeit, auch einen optimistischen Blick nach vorne zu werfen, um die glänzenden Perspektiven der Filmproduktionswirtschaft in den USA und Europa im kommenden Jahr zu beleuchten. Insbesondere die deutsche Filmindustrie hat in diesem Jahr unter erheblichen Herausforderungen gelitten, doch gerade jetzt, im Spätherbst, kommt Bewegung in die Branche. Trotz widriger Umstände beginnen zahlreiche neue Dreharbeiten, was ein vielversprechendes Zeichen für eine Erholung der Branche sein könnte.
Noch vor wenigen Jahren stellte der Oktober das Ende der Drehsaison dar, doch in diesem Jahr sehen wir eine erfreuliche Veränderung. Projekte, die ursprünglich für das Frühjahr vorgesehen waren, können nun verwirklicht werden. Diese positive Entwicklung ist nicht zuletzt dem langsam wiedererstarkenden Kinomarkt zu verdanken. Stetig kehren auch die Zuschauer in die Kinos zurück, und die Nachfrage nach neuen Filmen steigt. Parallel erleben neue Fernsehformate einen Aufschwung. Streamingdienste und Video-on-Demand-Plattformen, die während der Pandemie an Bedeutung gewonnen haben, setzen verstärkt auf Eigenproduktionen, um ihre Abonnenten zu halten und neue zu gewinnen.
Ein weiterer Trend ist die zunehmende Verlagerung von US-Produktionen nach Europa. Immer mehr amerikanische Filmstudios entscheiden sich dafür, ihre Projekte auf dem alten Kontinent zu realisieren. Dies liegt nicht nur an den oft günstigeren Produktionsbedingungen, sondern auch an den vielfältigen und faszinierenden Drehorten, die Europa zu bieten hat. Von den historischen Gassen Prags bis zu den atemberaubenden Landschaften Islands: Die europäische Kulisse verleiht vielen Produktionen eine besondere Authentizität und visuelle Kraft. Allein die Statistik sollte unser Selbstvertrauen stärken und die Politik zu schnellen Fortschritten bei den Reformbemühungen ermutigen.
Diese Entwicklungen bringen positive Auswirkungen für die europäische Filmindustrie mit sich: Lokale Dienstleister und Talente profitieren von der verstärkten internationalen Zusammenarbeit, und es entstehen wertvolle Netzwerke und Synergien. Um diese Dynamik langfristig aufrechtzuerhalten, ist es wichtig, dass die Politik endlich die notwendigen Rahmenbedingungen schafft. Ein zentraler Punkt dabei ist – wir wiederholen uns – die Reform der deutschen Filmförderung. Die Branche, vertreten durch führende Verbände, drängt seit Jahren auf eine Modernisierung und Anpassung der Förderinstrumente an die aktuellen Herausforderungen und Bedürfnisse.
Die deutsche Filmwirtschaft benötigt flexible und zielgerichtete Fördermaßnahmen, die es ermöglichen, innovative und qualitativ hochwertige Produktionen zu realisieren. Es geht dabei nicht nur um finanzielle Unterstützung, sondern auch um strukturelle Verbesserungen, die den gesamten Produktionsprozess effizienter und transparenter gestalten. Die Politik ist gefordert, die Anliegen der Branche ernst zu nehmen und die Reformen zügig abzuschließen, um Deutschland als attraktiven Produktionsstandort im internationalen Wettbewerb zu stärken.
Mit einem positiven und zuversichtlichen Blick nach vorne und den richtigen politischen Weichenstellungen kann die Branche gestärkt aus der Krise hervorgehen und ihre Rolle als wichtiger kultureller und wirtschaftlicher Motor weiter ausbauen.
Euer Ensider:Team
(Autor: Markus Vogelbacher)