Die neuesten Entwicklungen „kennen“, „wissen“, wen man fragen kann, und wichtige Entscheiderinnen und Entscheider „treffen“: Dafür steht Ensider im 5. Jahrzehnt – seit diesem Jahr zusätzlich mit einem breiten Digitalangebot. Wie jedes Jahr blicken wir zurück und nach vorne, wollen mit neuen Impulsen inspirieren und neue Chancen aufzeigen. Ein häufiges Feedback aus den Leserbriefen lautet, dass unser Fokus auf das Positive motivierend wirkt. Dafür danken wir unseren 1.200 Abonnentinnen und Abonnenten sowie unseren 12.000 Followern.

Der Blick auf die letzten Monate zeigt, wie viel Veränderungsdynamik in Deutschland auf allen Ebenen aktiviert werden kann. Die unbeliebte und in Sackgassen geratene Bundespolitik stellt sich in einigen Wochen dem Wählervotum. Wir hoffen sehr, dass Inhalte der Kultur- und Kreativwirtschaft ihren Platz in den Wahlprogrammen und insbesondere in der politischen Ausrichtung finden. Die Kreativwirtschaft vereint Nachhaltigkeit, Technologie, Innovation und Wirtschaftskraft – und lässt sich mit einfachen politischen Instrumenten aktivieren. Ihrem Wachstum sind kaum Grenzen gesetzt, wie sich in anderen Ländern empirisch belegen lässt.

Pragmatismus und nachhaltiger Liberalismus sind derzeit in skalierenden Volkswirtschaften erfolgreiche Rezepte – im Gegensatz zur deutschen und europäischen mikroökonomischen Regulatorik. Mehr Verantwortung beim Einzelnen und Rahmenbedingungen, die Lust auf Erfolg machen, sind nötig. Dazu gehört auch eine funktionierende Demokratie, die wiederum von faktenbasierter Presse und unideologischer Kulturwirtschaft lebt. Und ja, Film und Fernsehen tragen durch ihre identitätsstiftende Wirkung zur Demokratie- und damit zur Standortqualität bei. Fiktionale Inhalte gehören deshalb natürlich ebenso zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie Informations- und Nachrichtenjournalismus. Der Reformdruck im öffentlich-rechtlichen System kann nicht durch eine Kürzung der Programmbudgets Zuschauerakzeptanz schaffen, sondern durch eine Reduktion der Verwaltungsstrukturen.

Die zukunftsfähige Entwicklung der Großbildpräsentation wird man nicht allein den Kinos zuschieben können. In anderen Ländern gibt es längst gemeinsame Konzepte aus Stadtbauplanung, Innenstadtkonzeption, stationärem Einzelhandel, Gastronomie, Kulturangeboten und eben auch Kinos. Auch die Streaming-Anbieter erkennen die enorme Kraft der Kinopräsentation audiovisueller Inhalte im Vergleich zu reinen VOD-Originals. Qualität und Gemeinschaftserlebnisse als Abgrenzung zur individuellen Kleinstdisplay-Unterhaltung schaffen nachhaltige Wertigkeit. Stars entstehen durch physische Präsenz bei Premieren und Festivals – eine Chance, die durch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe lösbar wäre.

Ein konsequenter Abbau von Regulierung, der kreative Köpfe von ihrer eigentlichen Arbeit ablenkt, könnte durch die Vereinheitlichung bestehender Förderrichtlinien und die Vergabe von Programmaufträgen direkt umgesetzt werden – und benötigt keine Bundespolitik. Die Grenzen des Möglichen werden in Deutschland viel enger gezogen als im EU-Ausland. Lasst uns ausprobieren, wie Pragmatismus zu schnelleren Entscheidungen und besseren Produkten führen kann. Auch eine Fehlerkultur gehört dazu, denn Fehlschläge sind in erster Linie eine Chance zur Verbesserung. Gerade in der aktuellen Diskussion um das Steueranreizmodell verpufft Erfolgspotenzial in den politischen Lobbymühlen auf der langwierigen Suche nach der perfekten Lösung – anstatt einfach zu starten und dann durch Iteration Bestehendes zu verbessern.

Neue Technologien ermöglichen eine Steigerung der Wertschöpfung. Bereits heute gibt es viele KI-Tools, die vor allem die Entwicklung von Content effizienter und die Umsetzung kompakter gestalten. Ob und inwieweit KI-generierter Inhalt als Endprodukt akzeptiert wird und rechtssicher verwertet werden kann, ist derzeit noch unklar. Die Steigerung von Qualität und die Verkürzung von Drehtagen sind jedoch kurzfristig erreichbar. Beachtung sollte ein aktuelles Interview in unserer Mediathek mit der KI-Direktorin Verena Puhm aus Los Angeles finden.

Auch auf der Verwertungsseite entstehen neue Chancen durch kommerzielle Kurzformate im Hochkant-Format, sogenannte Verticals oder Vertical Spaces. Serieller Content als ultra-kurzes Format erobert, von Deutschland weitgehend unbemerkt, in Asien und Amerika den Markt. Dazu empfehlen wir ein Interview mit einem Vertical-Creator in unserer Mediathek.

Qualitativ hochwertige Begegnungen, wie beim „26. Forum Filmwirtschaft“ bei den Medientagen oder der Delegationsreise nach Hollywood, eröffnen neue Perspektiven und Potenziale. Networking steht auch im nächsten Jahr bei der „27. Filmszene Bayern auf Eis“ zur Münchner Filmwoche oder dem traditionellen „Production Breakfast“ bei der Berlinale auf dem Programm. Alle Informationen zu unseren Veranstaltungen finden sich natürlich auch auf Ensider.de – und ab dem nächsten Jahr mit erweitertem, englischsprachigem Angebot auf Ensider.com.

Euer Ensider:Team
(Autor: Markus Vogelbacher)

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