Das europäische Demokratieverständnis ist abgeräumt. Mit Präsident Trump zieht harte Interessenspolitik für einen kleinen Kreis „Priviligierter“ im sogenannten Westen ein. Ein bisher eher im Osten bekanntes System, „weiterentwickelter Demokratien“. Territorien und Formaldefinitionen werden immer mehr durch Interessens- und Möglichkeits-Management abgelöst. Die globale Elite kennt sich untereinander bestens. Sie schickt die Kinder auf dieselben Elite-Universitäten und urlaubt in den gleichen Luxusresorts. Für die globale Wirtschaft werden persönliche Beziehungen auf allen Ebenen noch entscheidender, gerade wenn sich stabil geglaubte Rahmenbedingungen kurzfristig ändern. Das operative Geschäft geht weiter, hier wie in den USA und dem Rest der Welt. Der direkte Austausch gewinnt für unsere Nischenbranche für internationale Geschäftsbeziehungen an Bedeutung.

Bereits 1994 hatten die USA (u.a.) Sicherheitsgarantien an die Ukraine abgegeben. Die Gegenleistung war die Abgabe der Atomrakten an Russland – das praktische Ende des kalten Krieges. Wir erleben jetzt den Rückwärtssalto, ausgerechnet durch unseren Verbündeten in Amerika. Die Abkehr von der regelbasierten, internationalen Ordnung hat Auswirkungen auf Planbarkeit und Stabilität. Zustände, die wir sehr gut aus der jüngeren Vergangenheit kennen. Die Folgen sind insbesondere für traditionelle Unternehmen mit vormals sicher geglaubter Wirtschaftslage prekär. Agilität und Flexibilität erhöhen Resilienz und die Kompetenz zu Antifragilität. Gerade letztere beschreibt die „Lernkurve“, also die Steigerung von Kompetenz, mit unvorhergesehenen Ereignissen umzugehen.

Lernen aus Erfahrung und von Anderen im Austausch. Ein Konzept, dass gerade in der Filmproduktion durch streng projektorientierte Organisationsformen und konzeptionelles Manufakturgeschäft in großen Teams zum Alltag zählt. Umsatzähnliche Unternehmen anderer Wirtschaftszweige fertigen häufig in sehr kleinen Organisationseinheiten oder entwickeln mittelfristig doch prozessuale Organisationen. Die zwangsläufige Struktur in der Filmproduktion erhöht die Kompetenz für unwägbare Zeiten wie diese.

Netzwerkveranstaltungen bei Festivals unterstreichen den Austauschbedarf. International existieren hingegen wenig Formate und Programme für einen nachhaltigen Know-How-Transfer. Die etablierte Delegationsreise der Filmwirtschaft in die USA erfreut sich regelmäßig Wiederholern. Das freut uns, schränkt aber die Kapazitäten für Neuinteressierte ein. Dieses Jahr planen wir deshalb zusätzlich zur Reise in die USA auch eine amerikanische Delegationsreise nach Europa. Mit ausgewählten US-Führungskräften besuchen wir im Herbst Zielunternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Weitere Informationen folgen hier im Newsletter und auf ensider.de.

Feedback von Euch, unseren Lesern und Partnern, bezieht sich oft auf unsere positive Sichtweise und lösungsorientierte Ideen. Gerade in Zeiten inflationärer Polykrisen möchten wir euch mit praktischen Tipps unterstützen. Auch im fünften Jahrzehnt der Unternehmensgeschichte prägen „wissen, kennen, treffen“ all unsere Aktivitäten. Ermöglicht wird das durch Eure Unterstützung und die standortprägenden Unternehmen mit ihren Beteiligungen. An dieser Stelle möchte ich den langjährigen Partnern danken, die Konferenzen, Netzwerkveranstaltungen und den Aufbau der Mediathek ermöglichen – und neue Partner einladen, sich über Kooperationsmodelle zu informieren.

Euer Markus Vogelbacher – und das Ensider:Team

Bild: „USA Delegationsreise 2024“ by Ensider 2025